Wenn die »größere Ordnung« flöten geht, dann halten wir uns an unseren eigenen Ordnungssinn und lassen uns von ihm durch unseren Alltag leiten. Das ist ganz normal. Das bedeutet momentan allerdings in sehr vielen Fällen auch: Ganz schön eingeschränkter Radius. Doch auch ein WG-Zimmer lässt es zu, dass man sich auf seine eigene Ordnung besinnt. Auf die eigene Weltordnung, das ist mental jederzeit möglich, egal wie viel Platz zur Verfügung steht, aber auch auf die Ordnung der Dinge. Es ist beruhigend, wenn man immer wieder den Versuch anstellt, etwas in Ordnung zu bringen.

Da ist zum Beispiel diese Krims-Krams-Lade (meine Mama würde »Kramuri-Lade« dazu sagen, das dürfte aber eine oberösterreichische Variante von Krims-Krams-Lade sein), die gestern zu circa 25 Prozent unter Wasser stand, weil die Gieskanne, mit der zuvor noch die Pilea gegossen wurde, ein Loch hat. Und schon ging es los: Was vorher noch trocken und wichtig war, war plötzlich nass und unwichtig. Runter zum Müll. Erledigt. Und draußen war ich auch gleich.

Dinge, die man angreifen und berühren kann wieder in Ordnung zu bringen, ist das eine. Das andere sind Dinge, die nicht greifbar sind, weil sie zum Beispiel zur Cloud gehören. Bei diesen Dingen kann es schon mal vorkommen, dass sie sich in ihrem fluffig-wolkigen Dasein zu großen Gewitterwolken verbünden und sich dunkel und undurchschaubar vor den eigenen Ordnungssinn schieben, der bei der Kramuri-Lade eben noch voll den Durchblick hatte. Da ist zum Beispiel diese Apple-ID, die mit einer Email-Adresse verbunden ist, von der man natürlich das Passwort auf dem alten Laptop gespeichert hat, der daheim im ehemaligen Kinderzimmer liegt. Und was möchte eigentlich diese iCloud von mir, die mir heute schon dreizehn Mal gesagt hat, dass der Speicher aufgebraucht ist? Wie finde ich heraus, was weg kann, was nass und unwichtig (oder eben nur unwichtig ist), wenn ich mich damit nicht einfach zum Aussortieren auf den Boden setzen kann? Auf den Boden jener Tatsache, dass sich diese Zeit auch sehr gut dafür eignet, den eigenen Ordnungssinn ebenfalls voll und ganz auf »digital« zu trimmen. Schritt für Schritt halt, ich möchte meinen Kopf schließlich weder in den Sand noch in die Cloud stecken.

Dass dann (fast) alles ein gutes, also ordentliches Ende nahm, habe ich vor allem Maximilan Lottmann zu verdanken, der auch das für diesen Artikel verwendete Foto gemacht hat. Danke! <3