Die Zukunft gehört der Gleichstellung der Geschlechter. »Es ist noch ein weiter Weg hin zur Gleichstellung der Geschlechter, so weit sind wir noch nicht. Umso wichtiger ist es, dass Frauen zusammenarbeiten, einander helfen und sich gut vernetzen, um weiterhin gemeinsam mit viel Energie, Lust und Freude an der Gleichstellung zu arbeiten«, erklärte Doris Schmidauer anlässlich der Veranstaltung in der Hofburg. Und auch der Bundespräsident betonte in seiner Eröffnungsrede, dass für Diskriminierung eindeutig kein Platz mehr sei. Sie würde Talente nur daran hindern, dorthin zu kommen, wo sie hingehören und gebraucht werden. Frauen zu benachteiligen, sei ganz einfach nur dumm. Gewidmet wurde der Tag vor allem den Heldinnen des Alltags, Frauen, die unter Gewalt leiden müssen, aber auch Vorreiterinnen der #metoo Bewegung, die bereits erste gerichtliche Erfolge erzielen konnten.

Doris Schmidauer © Peter Lechner / HBF

Das Jahrzehnt der Frauen. Unter dem Motto »Impulse und Inspirationen« leitete Doris Schmidauer schließlich das Gespräch zwischen Altbundeskanzlerin Brigitte Bierlein, Direktorin der Diakonie Österreich Maria Moser und dem watchado-Gründer Ali Mahlodji ein. Beim Thema unterschiedlicher Werdegänge und Karrierewege betonte Bierlein immer wieder, dass sie oft von Unsicherheiten verfolgt wurde, sich letztlich aber immer für die Wahrnehmung von Chancen entschieden hat. In Zeiten der Unsicherheit stellte sie sich immer wieder die Frage, wann das nächste Mal wohl eine Frau gefragt werden würde. »Wenn man als Frau gefragt wird, dann muss man es einfach machen – als Zeichen für die Frauen«, so die Altkanzlerin. Und aus diesem Verantwortungsbewusstsein hat sie schlussendlich immer und immer wieder den Mut geschöpft »Ja« zu sagen. Schließlich gilt: »Wenn die oder der Fragende Vertrauen hat, wieso nicht auch man selbst?« Sie beendete ihr Statement mit einem Schmunzeln in Richtung Doris Schmidauer, da die First Lady letztendlich den Ausschlag dafür gegeben hat, dass Bundespräsident Van der Bellen auf die Idee kam, Brigitte Bierlein während der Regierungskrise Österreichs 2019 für das Bundeskanzleramt auszuwählen.

Ali Mahlodji ging stark auf seine Arbeit mit Kindern an Schulen ein, die vor allem darauf abzielt, Jugendlichen ohne Willensstärke unter die Arme zu greifen. Aufgrund dieser Erfahrungen kann er vor allem eines ganz klar sagen: »Ich muss nie mit den Jugendlichen, sondern immer mit dem Umfeld arbeiten.« Eine Aussage, die eindeutig auf die dringende Notwendigkeit des Strukturwandels hinweist. Wenn es darum geht, in Zukunft erfolgreich zu sein, sind für ihn deshalb zwei Faktoren entscheidend: Der Glaube an sich selbst und der Wandel des Umfelds. Impulse für einen tatsächlichen Strukturwandel könnten vor allem durch die verstärkte Schaffung von Zukunftsbildern, also von »role models«, generiert werden. Das macht, wie Mahlodji erklärt, auch auf psychologischer Ebene Sinn, denn der Mensch stellt sich die Welt nicht anhand von Daten und Fakten vor, sondern viel mehr durch Bilder. Sein Impuls an diesem Tag zielte also darauf ab, Wissenslücken mit Zukunftsbildern zu füllen sowie allen Anwesenden ans Herz zu legen, dass es am Weg zum Erfolg schlussendlich nur eine Person brauche, die bedingungslos an einen glaubt. Das möchte er vor allem an junge Mädchen und Frauen weitergeben.

© Peter Lechner / HBF

»Wenn Sie in zehn Jahren auf das Jahrzehnt der Frauen zurückblicken, was würde Ihnen dann bestätigen, dass dieses tatsächlich stattgefunden hat?« Mit dieser Frage befassten sich die Sprecher*innen der zweiten Diskussionsrunde. Maria Moser arbeitete hier einige wichtige Faktoren heraus, die vor allem unser heutiges Verständnis von Feminismus betrafen. Für sie nimmt dabei die Intersektionalität einen zentralen Stellenwert ein. Das bedeutet, dass sich der Feminismus heute nicht nur mit der Frage des Geschlechtes befasst, sondern gleichzeitig auch die anderen Säulen der Dominanz und deren Zusammenspiel hinterfragt. Nur so können alle Frauen berücksichtigt werden. Aber auch die Kehr-Ethik und den Kehr-Feminismus zog sie heran: »Produktion ist mehr wert als Reproduktion. Arbeitsmarkt ist mehr wert als Hausarbeit.« Mit diesen Beispielen versuchte sie klar zu machen, welch schädlichen Einfluss Wertungen von Arbeit haben können. Eine Neubewertung müsse her. Gleichzeitig warf sie auch die Frage nach der Definition von Leistung in den Raum: Wer legt fest, ob die Top-Managerin oder die Alleinerzieherin mit Full-Time Job mehr Leistung erbringt? Für die Zukunft wünscht sich die Direktorin der Diakonie Österreich nicht nur 50 Prozent Frauen in Führungspositionen, sondern auch 50 Prozent Männer in der Pflege, in der Hausarbeit und Kindergärten. Damit würde ihr Bild von einem Frauenjahrzehnt bestätigt werden.

»Im Prinzip fordern wir Geld und Platz« – Heidemarie Egger. In den weiteren vier Diskussionsrunden wurden Themen wie Wirtschaft und Business, Stärkung und Ermächtigung, Netzwerke und Plattformen sowie Präsenz und Sichtbarkeit unter 18 Frauennetzwerken besprochen. Forderungen, Impulse und Inspirationen fanden in regem Austausch der Frauennetzwerke statt. Martha Schultz von »Frau in der Wirtschaft« betonte ganz besonders die Notwendigkeit der vermehrten Schaffung von Kinderbetreuungsplätzen ab dem ersten Lebensjahr eines Kindes. Aber auch Lisa Fassl vom Netzwerk »Female Founders« betonte, neben der Stärkung des weiblichen Selbstbewusstseins, die besondere Fähigkeit von Unternehmerinnen »breiter« denken zu können. Schließlich sollte es nicht nur darauf ankommen, wirtschaftlich erfolgreich zu sein, sondern auch um den Willen einen »Impact« auf die Welt zu haben. Dass diese beiden Faktoren vereinbar sind, zeigen vor allem Frauen.

AseTila Köstinger aus dem Netzwerk »WeDo5« thematisierte zudem die fehlende Möglichkeit das Unternehmertum in Schulen erlernen zu können. Martina Steiner von »Josefa in Lead« stimmte zu, benannte aber auch die Wichtigkeit der Stärkung von Soft Skills. Diese seien vor allem dann wichtig, wenn es darum geht, Frauen dabei zu unterstützen, sich von limitierenden gesellschaftlichen Mustern zu befreien. Astrid G. Weinwurm-Wilhelm, Vorstandsvorsitzende der »Queer Business Women« brachte noch einen weiteren wichtigen Aspekt in die Runde: Das Selbstverständnis der Frau und die Thematisierung von sexueller Orientierung am Arbeitsplatz.

Auch klassischen Ausreden für sogenannte »Männerdomänen« wurde kurzer Prozess gemacht. Dass Frauen für Führungspositionen (mit und ohne Behinderungen) nicht auffindbar wären, wollen Sophie Rendl, Obfrau der »Frauendomäne«, und Heidemarie Egger, Zuständige für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit des »Österreichischen Behindertenrats«, nicht länger durchgehen lassen. Diese und viele weitere Impulse, Initiativen und Inspirationen wurden im Laufe des Tages erarbeitet und ausgetauscht. Einigkeit herrschte vor allem darüber, dass der Zusammenarbeit untereinander, eine Schlüsselfunktion zukommt: »There is a special place in heaven for women who help other women.« Dem stimmte auch Brigitte Bierlein vollkommen zu und fügte noch hinzu, dass jede Frau, die es in eine Führungsposition geschafft hatte, mindestens zwei Frauen mitnehmen müsse.

Einen Ausklang fand dieser auf- und anregende Tag im Abschlusskonzert von Ina Regen und Anna F. mit Band. Gestärkt und motiviert blicken wir nun gemeinsam in das Jahrzehnt und vielleicht sogar in das Jahrhundert der Frau und werden uns auch weiterhin bemühen, dem Ziel der Gleichstellung der Geschlechter näher zu kommen. Wir freuen uns auf diesen Weg mit euch.

Beteiligte Netzwerke waren:

Frau in der Wirtschaft

Fondsfrauen

Female Founders

Kulturenreich – Women Start Up´s

JIL – Josefa in Lead

Queer Business Women

Österreichischer Frauenring

Verein Autonomer Frauenhäuser

Caritas #wirtun

Caritas Socialis

Nachbarinnen in Wien

Katholische Frauenbewegung

ALPHA – Frauen für die Zukunft

Plattform Chancengleichheit

A+Friends – The Social Hub für Frauen