Karin Lichtenegger, Geschäftsführerin der Österreichischen Werkstätten

Tradition und Handwerk an eine Zielgruppe zu bringen, die dazu neigt digitale Inhalte nur noch flüchtig und am Fließband zu konsumieren, wie funktioniert das?

Plattformen wie Instagram oder Pinterest leben von schönen Fotos und schönen Motiven. Das ist also das ideale Umfeld für Handwerkskunst, denn Ästhetik spielt eine große Rolle. Auf der anderen Seite suchen auch junge Menschen nach einem Ausgleich zur digitalen Welt. Bei einem Rundgang durch die Österreichischen Werkstätten vergisst man die Zeit und fängt an zu träumen.

Kann es sein, dass wir uns hier momentan vielleicht sogar an einem Punkt befinden, an dem die Beständigkeit und Schönheit von Dingen als angenehmer und notwendiger Gegenpol zu ebendieser Flüchtigkeit immer wichtiger wird?

Genau das meine ich damit. Heute wird weniger selektiert und mehr konsumiert. In unglaublich kurzer Zeit nehmen wir, vor allem über unser Smartphone, unzählige Eindrücke auf. Wer sich mit Kunst und deren Entstehung beschäftigt oder diese sogar selbst gestaltet, wendet sich zumindest für einige Zeit von unserem hektischen Alltag ab. Handwerkskunst steht also auch für Entschleunigung. Und das nicht nur, weil die Herstellung oft viel Zeit in Anspruch nimmt.

Wie viele MitarbeiterInnen beschäftigen Sie momentan?

Derzeit beschäftigen wir 14 MitarbeiterInnen und einen Lehrling.

Wie würden Sie ihren eigenen Führungsstil beschreiben?

Natürlich gibt es Ansprüche, die erfüllt werden müssen. Jeder hat seine Aufgabe und wenn alle füreinander arbeiten, erreichen wir gemeinsam mehr. Ansonsten versuche ich für meine MitarbeiterInnen da zu sein und sehe mich eher als Head of the Team. Ich bin keine Anhängerin von Hierarchien und bin damit seit 25 Jahren bestens unterwegs.

Frauen in Führungspositionen haben es aus vielerlei Gründen nicht einfach. Entweder es wird ihnen vorgeworfen zu gefühlsbetont zu agieren oder sie werden damit konfrontiert sich ja ohnehin nur eines „typisch männlichen“ Führungsstils zu bedienen. Wie schätzen Sie die Situation ein?

Ich kenne viele selbstständige Frauen, die Ihr eigenes Unternehmen führen. Einige davon leiten Unternehmen mit vielen Angestellten. Diese Muster scheinen doch endlich aufzubrechen, auch wenn das seine Zeit braucht. Viele Angestellte schätzen es unter einer weiblichen Führungskraft zu arbeiten. Die Frage sollte ja auch nicht lauten männlich oder weiblich, sondern kompetent oder inkompetent.

Was bedeutet für Sie Female Empowerment? Insbesondere im Kontext Arbeit und Job…

Ich fürchte, es wird noch lange dauern bis hier ein Gleichgewicht herrscht. Generell sollten wir Frauen uns unserer Stärken und Talente mehr bewusst sein, unser Selbstbewusstsein trainieren! Weiters glaube ich fest an Netzwerke, es ist so wichtig einander zu unterstützen.

Welches Learning aus Ihrer bisherigen Zeit bei den Österreichischen Werkstätten ist Ihnen in besonderer Weise in Erinnerung geblieben?

Ich habe viele schöne Erinnerungen. Aber besonders schön war als wir nach zweijähriger Entwicklungsarbeit unseren neu gestalteten Shop einräumen durften. Das war eine so tolle Stimmung im Team und wir haben die Früchte unserer Arbeit gesehen.

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