Über 1.000 Österreicherinnen zwischen 18 und 55 Jahren wurden im September 2020 zu ihrer finanziellen Situation befragt. Auch deshalb, um Ungleichheiten, vor allem zwischen Männern und Frauen, offenzulegen. Robert Ulm, CEO der Hello Bank, sieht eine große Verantwortung darin, die Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern beim Thema Finanzen und Investment zu verringern.

Finanzielle Gleichberechtigung

Die finanzielle Situation der Frauen in Österreich ist mit jener der Männer nicht zu vergleichen. 20 Prozent haben ein monatliches Einkommen, das unter 1000 Euro Netto liegt. Weitere 41 Prozent verdienen weniger als 1500 Euro Netto. Somit verdienen 60 Prozent der Frauen so wenig, dass ein Investment oft gar nicht erst in Betracht gezogen wird. Weitere Gründe für etwaige Hemmungen beim Thema Investment sind zu geringe Kenntnisse, ein zu hohes Risiko oder zu wenig Sicherheit. Interessanterweise möchten trotzdem 62 Prozent der Befragten jetzt oder in Zukunft investieren.

Ein Haushalt, zwei Konten?

Finanzielle Selbstständigkeit wird von der Mehrzahl der in Österreich lebenden Frauen großgeschrieben. 84 Prozent geben an, trotz geteiltem Haushalt ein eigenes Bankonto zu besitzen. Besprochen werden Finanzen tendenziell mit Verwandten und Partner*innen. 86 Prozent sind der Meinung über Finanzen selbst bestimmen zu wollen. Gleichzeitig bedeutet das, dass ganze 14 Prozent immer noch glauben, sich nicht mit dem Thema befassen zu müssen. Dies zeigt einmal mehr, wie wichtig finanzielle Aufklärung auch heute noch ist.

Zeit ist Geld

Die befragten Frauen gaben außerdem an, monatlich rund eine Stunde und 40 Minuten mit ihren Finanzen zu verbringen. Was anfangs nicht allzu schlecht klingt, bringt allerdings eine massive Fehleineinschätzung der Frauen zum Vorschein.

Gerade mal 3,3 Minuten pro Tag werden im Durchschnitt dem Thema Finanzen gewidmet, wobei hier meistens von Buchungen die Rede ist. Das heißt, frau beschäftigt sich so gut wie gar nicht mit ihrem Vermögensaufbau oder Sparplänen.

Genau das wären allerdings die beiden fundamentalen Säulen, um finanzielle Unabhängigkeit nachhaltig zu sichern. 38 Prozent der Frauen würden gerne investieren, wenn sie über mehr Wissen verfügen würden. Dies wird allerdings nicht funktionieren, wenn frau nicht aktiv damit beginnt, sich im Alltag Zeit für dieses Thema einzuplanen.

Generationensache

Interessanterweise konnte in der Studie ein generationenbezogener Unterschied beim Thema Geld festgestellt werden. Generation Z würde bei mehr Wissen ihr Geld anders investieren als Generation X. Sicherheit ist jüngeren Frauen zwar wichtig, trotzdem sind sie risikofreudiger. Auch unterschiedliche Informationsquellen werden zur Recherche herangezogen. Während Generation X zu Finanzberater*innen tendiert, wendet sich Generation Z der Familie zu oder recherchiert online.

Finanzielles Zukunftsdenken

6 von 10 Frauen wollen künftig ihre Finanzen ausbauen. Altersvorsorge wie auch eine finanzielle Reserve als Notgroschen auf der Seite zu haben, sind die Hauptgründe dafür. Besonders Covid-19 hat sich stark auf die finanzielle Situation der Frauen ausgewirkt. Im Vergleich zum letzten Jahr konnte zwar ein Verlust von knapp 20 Prozent in der Bereitschaft zu investieren verzeichnet werden, dennoch wollen immer noch knapp 50 Prozent der Frauen im nächsten Jahr investieren. Wie in unserer Artikel-Reihe »Das Einmaleins der finanziellen Unabhängigkeit« nachgelesen werden kann, wäre allerdings genau jetzt ein guter Zeitpunkt dies zu tun.

Frauen werden also neugieriger und risikofreudiger. Auch ihre Haltung zum Thema Investment und dessen Rolle in der eigenen finanziellen Unabhängigkeit verändert sich. Die bundesweite Studie zeigt, dass Frauen noch Schwierigkeiten haben, Wissen in der Thematik zu erwerben, das Interesse wäre gegeben.

Frauennetzwerke im Finanzbereich oder auch Online-Recherche können erste hilfreiche Tools sein, um sich an die Thematik heranzutasten. Also einfach mal mehr Zeit im Alltag für die eigenen Finanzen einplanen – und schon kann es losgehen. Mehr Informationen zur Studie finden Sie hier.