In den letzten drei Jahren hat sich der Equal Pay Day um je einen Tag pro Jahr zugunsten der Frauen verschoben. Für das Jahr 2020 bedeutet das, dass alle Frauen in Österreich bis zum heutigen Tag gratis gearbeitet haben. Insgesamt sind das 56 Tage. In Prozentpunkte übersetzt, liegt der Einkommensunterschied zwischen Frauen und Männern in Österreich aktuell also bei 15,2 Prozent. Basis dieser Berechnung sind die Median-Bruttojahreseinkommen 2018 der ganzjährig Vollzeitbeschäftigten ohne Lehrlinge gemäß Statistik Austria.

In der Detailansicht sieht diese Berechnung folgendermaßen aus: Arbeiter*innen verdienen um 21,5 Prozent weniger als Arbeiter, bei den Angestellten sind es um 32,4 Prozent weniger und bei den Vertragsbediensteten liegt die Differenz bei 5,6 Prozent. Einzig die Beamt*innen steigen nach den aktuellen Zahlen positiv aus – sie verdienen um 3,8 Prozent mehr als die Beamten. Gäbe es also die Beamt*innen nicht, wäre die Lohnschere in Österreich noch viel weiter geöffnet. Große Unterschiede gibt es auch zwischen den Bundesländern, wobei Wien am besten abschneidet: Hier arbeiten Frauen im Schnitt 22 Tage im Jahr gratis. In Vorarlberg sind es hingegen ganze 89 Tage.

Christa Kirchmair im Gespräch mit Chefredakteurin Michaela Ernst © Geli Goldmann

Der Equal Pay Day wurde in den USA gestartet und dann auf Europa ausgedehnt. Das Frauennetzwerk Business & Professional Women (BPW Austria) hat diesen Tag 2009 erstmals speziell für Österreich berechnet. Damals fand der Equal Pay Day am 16. April statt. Die dazugehörige Kampagne wird seit 2009 von BPW-International als »Awareness Campaign« getragen. An der Spitze des Equal Pay Day in Österreich steht die HR-Beraterin Christa Kirchmair. Für die kommende Ausgabe von Sheconomy, die am 30. März erscheint, hat Chefredakteurin Michaela Ernst die engagierte Netzwerkerin und Beraterin auf ein Glas Champagner getroffen und mit ihr über den Equal Pay Day, das Rabenmutter-Syndrom, Geld als Tabu und zahnlose Absichtserklärungen gesprochen.

https://www.equal-pay-day.at/

Alle Fotos © Geli Goldmann