Michaela Kostka von StepStone ©StepStone

43 Sekunden entscheiden über eine Job-Bewerbung. So knapp ist das Zeitbudget, das Österreichs Personalverantwortliche im Schnitt pro Lebenslauf investieren. Das ergab eine aktuelle Studie der Marktforschungsagentur Mindtake Research im Auftrag der Online-Jobplattform StepStone Österreich. Umso wichtiger also, dass das Curriculum Vitae (CV) auf Anhieb überzeugt. »Der Lebenslauf ist der wichtigste Bestandteil der Bewerbung, und darum ist es unbedingt notwendig, Zeit in ein gutes CV zu investieren«, sagt Michaela Kostka von Step-Stone. Das Curriculum Vitae macht immerhin 68 Prozent der Bewerbung aus. Hingegen legt nicht einmal jede vierte Recruiterin auf das Motivationsschreiben.

»Der Lebenslauf ist der wichtigste Bestandteil der Bewerbung«

Doch wie sieht ein zeitgemäßer Lebenslauf aus und wie soll er aufgebaut sein, damit er bei Personalentscheiderinnen ankommt? Das Dokument muss vor allem eines sein: übersichtlich. Denn erschließen sich die Kompetenzen der Bewerberin nicht auf den ersten Blick, wird die HR-Managerin keinen zweiten investieren. »Der Lebenslauf muss gut strukturiert sein. Zu viele Informationen auf einen Blick erschlagen die Leserin«, sagt Sonja Pick-Chisinye vom Personalberatungsunternehmen Hödl Consulting. Der maximale Umfang des CV sollte zwei A4-Seiten nicht überschreiten. Bevorzugt wird zudem ein Lebenslauf in tabellarischer Form. Dabei beginnt die Bewerberin mit der Beschreibungder aktuellsten Position, denn die interessiert Personalentscheiderinnen in der Regel am meisten. »Unsere Eyetracking-Studie ergab, dass Personalerinnen der Berufserfahrung rund 22 Sekunden widmen, wobei speziell der letzten Jobpositiondie meiste Aufmerksamkeit geschenkt wird«, betont Kostka.

Erwünscht ist zudem eine kurze Beschreibung der aktuellen beruflichen Tätigkeit, zumal selbst Personalprofis mit modernen Jobtiteln nicht immer viel anfangen können. »Vier bishöchstens sieben knackige Bullet Points, um die Stelle zu beschreiben«, empfiehlt Ljiljana Nikolic, Human-Resources-Expertin der Uniqa Insurance Group. Im Personalbüro des Versicherungskonzerns gehen jährlich rund 6000 Bewerbungen ein. Nikolic schätzt es zudem, wenn die Bewerbung eine Weiterentwicklung in der Karriere der Kandidatin erkennen lässt. »Bei Managementpositionen macht es sich gut, wenn die Bewerberin mit einem Satz beschreibt, was sie konkret erreicht hat: Hat man etwa einen neuen Geschäftsbereich aufgebaut, konnte man die Verkaufszahlen steigern …«, rät wiederum Brigitte I. Gruber, Geschäftsführerin des Hotellerie-und Tourismus-Consulting-Unternehmens Reburg & Partners.

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte und die meisten Personalentscheiderinnen und Personalentscheider legen Wert darauf. Das Foto ist Blickfang Nummer eins auf dem Lebenslauf und beeinflusst die Bewerbung nachhaltig. »Es kann Türen öffnen, sofern es professionell und gut gemacht ist. Umgekehrt kann sich ein schlechtes Foto negativ auf die gesamte Bewerbung auswirken. Selfies oder Urlaubsfotos sind fehl am Platz«, betont Kostka. Auch Rechtschreib- und Grammatikfehler sind tabu. Damit disqualifiziert sich die Bewerberin im Rennen um den Job bereits am Start.Es empfiehlt sich, die Unterlagen von jemandem, der sprachlich firm ist, überprüfen zu lassen.

SCHLÜSSELBEGRIFFE

Ist der Lebenslauf einmal komponiert, ist er dennoch nicht in Stein gemeißelt. Das perfekte CV ist quasi ein Work in Progress und will an die jeweilige Job-Ausschreibung adaptiert werden. »Versuchen Sie, mit dem Lebenslauf Ihre Kompetenzen bestmöglich abzubilden und heben Sie auch konkret die Anforderungen aus der Stellenanzeige im Lebenslauf hervor – immerhin gleichen sechs von zehn Recruiterinnen Schlagworte aus der Anzeige mit den Bewerbungsunterlagen ab«, rät Kostka von StepStone. Persönliche Daten zu Beziehungsstatus, Kindern, Religionsbekenntnis oder gar zu den Berufen der Eltern bei Jobeinsteigerinnen gelten als ein wenig altmodisch und müssen nicht angeführt werden. Informationen zum Ausbildungsweg sind vor allem bei Absolventinnen und Berufseinsteigerinnen mit wenig Praxiserfahrung wichtig. »Je länger das Studium oder die Ausbildung zurückliegen, desto weniger relevant werden sie für den Lebenslauf, da die Berufserfahrung zum größten Asset wird. Bei bereits etablierten Professionals empfehlen wir, kurz auf die höchste abgeschlossene Ausbildung einzugehen und dann den Fokus wieder auf relevante Joberfahrungen zu legen«, betont Kostka.

»Bei unseren Bewerberinnen und Bewerbern im kreativen Bereich ist neben einem aussagekräftigen und ordentlich zusammengestellten CV vor allem das Portfolio wichtig.«

Lücken im Lebenslauf müssen nicht krampfhaft gefüllt, jedoch plausibel erklärt werden. »Überdurchschnittlich häufige berufliche Wechsel oder längere Lücken im Lebenslauf werden zwar hinterfragt, müssen bei guter Begründung aber nicht zwingend ein Ausscheidungskriterium darstellen«, sagt Gerhard Pommer, Leiter Personal der Voestalpine Stahl GmbH. Dabei konzentriert man sich auf längere Unterbrechungen der Berufstätigkeit wie Karenzzeiten, Sabbaticals oder eine Weltreise. »Wer dazwischen einmal drei Monate auf Jobsuche war, muss darauf nicht eingehen«, betont Hödl. Was jüngeren Kandidatinnen als Orientierungsphase nachgesehen wird, bekommt um die 30 eine schiefe Optik: Jobhopping mit einer Verweildauer von weniger als zweieinviertel Jahren. Neben diesen Standards hat jede Branche eigene Anforderungen. In Kreativberufen etwa sind Arbeitsproben erwünscht. Auf Anfrage bei der Werbeagentur Demner, Merlicek & Bergmann heißt es: »Bei unseren Bewerberinnen und Bewerbern im kreativen Bereich ist neben einem aussagekräftigen und ordentlich zusammengestellten CV vor allem das Portfolio wichtig.« Im Tourismus wiederum sind Referenzen und Interesse am Unternehmen gefragt. »Fürchterlich sind Bewerbungen im Stil von Massenaussendungen und ohne persönliche Note. Mein Rat: Bevor Sie sich bewerben, setzen Sie sich in die Lobby, bestellen Sie einen Kaffee und sehen Sie sich um. Dabei bekommt man rasch ein Gefühl für ein Hotel, ob einem etwa die Art, wie man bedient wird, zusagt und welche Gäste dort absteigen«, betont Gruber.

Stimmiges Gesamtbild

Neben dem Lebenslauf ist der Auftritt in den professionellen Portalen LinkedIn und Xing nicht zu unterschätzen und will im Rahmen der Jobsuche aktualisiert werden. »Während das CV speziell auf die angestrebte Position zugeschnitten sein sollte, ist das Online-Profil ein Überblick über Fähigkeiten und Erfahrungen. Wichtig ist die Übereinstimmung der Informationen, da Personalerinnen und Personaler beides checken«, betont Karina Kinsky, Gründerin der Executive Search Boutique Pearldivers.