Wie kam es zur Entwicklung des Schwerpunkts »Frauen gestalten Leben«?

Vor 20 Jahren hat die VKB-Bank zum ersten Mal die Managerin des Jahres gekürt. Schon zu dieser Zeit war es den Generaldirektoren der Bank sehr wichtig, an die Frauen zu denken und sie vor den Vorhang zu holen. Auch von Christoph Wurm, unserem aktuellen Generaldirektor, wird das Thema sehr unterstützt. Dennoch ist diesbezüglich auch bei uns noch einiges zu tun. Ich bin seit zwei Jahren als Marketingleiterin mit an Bord und die einzige Frau in der zweiten Führungsebene. Insgesamt haben wir aber mehr Frauen als Männer in der Bank. Auch deshalb ist mir das Thema ein so großes Anliegen, das ich unbedingt noch weiter vorantreiben möchte. Ich glaube, dass es auf diesem Weg sehr wichtig war, dass unser Vorstand die Notwendigkeit dieses Schwerpunktes erkannt hat und »Frauen gestalten Leben« zu einem unserer sechs strategischen Geschäftsfelder erklärt hat. Das Projekt bekam also grünes Licht und ich durfte es gemeinsam mit meiner VKB-Kollegin, Patricia Lichtenegger, übernehmen. Ich sehe darin einen gesellschaftlichen Auftrag, den wir als Bank haben, nämlich jenen, dass wir Frauen finanzielle Bildung mitgeben. Denn finanzielle Bildung ist Lebensqualität und dient der Unabhängigkeit.

Frauen nehmen das Thema Finanzen ja nach wie vor deutlich seltener in die Hand als Männer. Das liegt einerseits an traditionellen Rollenbildern, andererseits könnte es aber auch daran liegen, dass sich Frauen von Bankangeboten und Investitionsmöglichkeiten weniger angesprochen fühlen. Könnte das sein?

Ich glaube, dass hier mehrere Seiten dazugehören. Von Bankenseite beobachte ich zum Beispiel, dass wenn ein Ehepaar in die Bank kommt, das Gespräch tendenziell eher mit dem Mann geführt wird. Das ergab auch unsere große Finanzstudie. Bei der unter anderem aber auch herauskam, dass gar nicht so wenige Frauen das Haushaltsbudget in der Hand haben. Was die Studie aber auch gezeigt hat, ist, worum sich die Frauen kümmern, wenn es um die Finanzen geht. Nämlich in erster Linie um Kleidung und Nahrungsmittel. Mit Mietausgaben und Versicherungen beschäftigen sich nach wie vor eher die Männer. Das ist ein wichtiges Thema, weil dadurch traditionelle Rollenbilder weiter festgeschrieben werden und unterm Strich herauskommt, dass viele Frauen die Bedeutung finanzieller Unabhängigkeit noch nicht ganz einschätzen können.

»Frauen sind tendenziell sehr risikoscheu, dafür aber nachhaltig denkend. Darauf sollte man als Bank unbedingt eingehen und auch darauf achten, Frauen und Männer nicht über einen Kamm zu scheren.«

Darüber hinaus sollte bedacht werden, dass es gerade einen großen Wandel gibt, wenn es um Anlageformen geht. Das Sparbuch, wie wir es von früher kennen, gibt es in dieser Weise nicht mehr. Das führt wiederum dazu, dass man sich heute mit Finanzen beschäftigen muss. Frauen sind tendenziell sehr risikoscheu, dafür aber nachhaltig denkend. Darauf sollte man als Bank unbedingt eingehen und auch darauf achten, Frauen und Männer nicht über einen Kamm zu scheren. Bei der großen Anzahl an Maturantinnen und Studienabgängerinnen ist zwar ein riesengroßes Potenzial da, diese Frauen müssen aber erstmal lernen, dass finanzielle Unabhängigkeit für ihre Lebensqualität entscheidend ist. Das ist vielen Frauen gar nicht bewusst. Dieses Bewusstsein zu schaffen, ist für uns ein wichtiger Auftrag, den ich unter anderem auch durch meine vielen Vorträge erfüllen möchte.

Carolin Mack © VKB-Bank

Das Thema Altersarmut betrifft ja leider verstärkt Frauen. Ist Ihnen die Beratung hinsichtlich Vorsorge bei der VKB-Bank ein besonderes Anliegen?

Vorsorge gehört definitiv zu den allerwichtigsten Themen. Leider wird gerade bei diesem Thema gerne darauf vergessen, wie wichtig es ist, früh genug damit anzufangen. Deshalb empfehle ich den Frauen, die zu mir in die Beratungen kommen, auch mit ihren Töchtern über ihre Vorsorge zu sprechen. Wenn sie zum Beispiel Geld geschenkt bekommen, sie darüber zu informieren, wie sie es sinnvoll anlegen könnten. Nach wie vor fehlt vielen Frauen noch das Bewusstsein dafür, wie wichtig das Thema Altersvorsorge ist. Deshalb muss es zu allererst darum gehen, ein Bewusstsein dafür zu schaffen. Erst dann macht es Sinn, über die jeweiligen Produkte zu sprechen. Erfreulicherweise hat unsere Studie gezeigt, dass die jungen Frauen schon viel mehr über Vorsorge nachdenken als die Generationen davor.

Spannend finde ich auch die große Frauen-Finanz-Studie, die Sie durchgeführt haben. Was war für Sie das überraschendste Ergebnis?

Mich hat positiv überrascht, wie viele Frauen angegeben haben, dass sie sich bei den Banken sehr wohl fühlen. Sie haben das Gefühl, dass das Service auf Augenhöhe stattfindet und fühlen sich gut betreut. Die Banken machen hier also bereits einiges richtig. In Kombination mit unseren Maßnahmen zur Bewusstseinsbildung kann hier in Zukunft bestimmt noch sehr viel mehr erreicht werden.

Wird der thematische Schwerpunkt auch innerhalb des Unternehmens gelebt? Gleichstellung und Diversität innerhalb der VKB-Bank …

Wir haben ein internes Frauennetzwerk, das wir noch stärker ausbauen möchten. Außerdem haben wir in Oberösterreich, in unseren 34 Filialen, jeweils eine Mitarbeiterin mit unserem Schwerpunkt ausgebildet. Das sind jetzt sozusagen unsere Fachfrauen für den Schwerpunkt »Frauen gestalten Leben«. Sie fungieren als Multiplikatorinnen und sind untereinander gut vernetzt. Mit meinen Vorträgen und unseren regelmäßigen Treffen treibe ich vor allem die finanzielle Bildung der Frauen in Oberösterreich voran.

Beim Thema der finanziellen Bildung würde ich gerne noch auf einen letzten Aspekt zu sprechen kommen, nämlich auf das Stadt-Land-Gefälle …

Das gibt es definitiv. Wir habe Regionen, wo viele Frauen noch kein eigenes Konto haben. Das ist in der Stadt natürlich anders. Es gibt also immer noch Regionen, wo nicht gerne gesehen wird, dass sich Frauen mit dem Thema Finanzen beschäftigen. Ich sehe aber, dass sich immer mehr Frauen trauen und dann die anderen anstecken. Dieser Startschuss ist in der Regel der erste wichtige Schritt.